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Das Schicksal sollte man nicht heraus fordern

Heute war ein furchtbarer Tag, dabei begann er eigentlich ganz normal und ruhig. Ich hab das Bärchen in die Kita gebracht und bin kurz zur Arbeit, Mails checken, bisschen sortieren und dann hatte ich einen Termin beim Frauenarzt. Eigentlich nur Routine, aber dann, tja, kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.

Ich bin ein Mensch, der sehr tolerant ist. Das bedeutet aber nicht, dass ich immer alle Entscheidungen und Beweggründe von anderen Menschen verstehe. Dennoch toleriere ich ihre Ansichten. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass es überraschend viele Schwangere gibt, die im Beschäftigungsverbot sind. Die medizinischen Gründe dafür sind mir bewusst, aber ich habe den Eindruck, dass einige Ärzte das sehr locker sehen und schnell ein Beschäftigungsverbot aussprechen. Und die werdenden Mütter darüber sehr froh sind. Meine Ärztin ist da sehr streng, auch was Krankschreibungen angeht, nur, wenn sie absolut notwendig sind. Finde ich gut, ich geh aber auch extrem gerne arbeiten und wollte auch bis etwa drei Wochen vor dem Entbindungstermin arbeiten. Mir geht oder ging es ja auch gut, bis auf die üblichen kleinen Weh-Wehchen. Aber Sodbrennen, bisschen Rücken, gibt doch schlimmeres.

Nun hatte ich am Montag Geburtsvorbereitungskurs bei meiner Hebamme und dort waren einige angehende Muttis zuhause. Die haben natürlich auch schon das Kinderzimmer fertig und alle Sachen zusammen. Ihr wisst ja, dass das bei mir nicht der Fall ist. Die waren aber damit auch total glücklich und entspannt. Was machen die denn den ganzen Tag zuhause? Putzen, waschen, einkaufen, kochen? Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, ich bin einfach nicht dafür geschaffen, zuhause zu sein, ich war richtig froh Montag nach dem Urlaub wieder arbeiten gehen zu können. Und ja, ich hab diese „Ich bin so froh zuhause sein zu können“ Muttis etwas belächelt und am Dienstag auf Arbeit und auch meiner eigenen Mutter gesagt, dass ich wahnsinnig zuhause werden würde und mir keine schlimmere Strafe vorstellen könnte.

Ihr ahnt, was heute bei der Frauenärztin dann passiert ist, oder?

Wir haben den Gebärmutterhals gemessen, also die Ärztin, ich hab mich nur untenrum frei gemacht. Sie sagte auch, dass das nicht so in Ordnung wäre, aber ich dachte mir gar nichts dabei. Schließlich waren auch keine Wehen zu sehen. Dann den normalen Ultraschall und mein Bauchzwerg ist zu groß. War das Bärchen aber auch, für mich immer noch alles gut. Wir erzählten dann beim Ultraschall noch und ich erwähnte, dass ich gleich wieder zur Arbeit will und meine Ärztin sagte:“Ich glaube nicht.“ Ich muss ausgesehen haben, wie eine Kuh vor dem Weihnachtsmann. Und konnte auch nicht fassen, dass ich nicht wieder arbeiten werde. Mein Gebärmutterhals ist verkürzt, das Risiko einer Fehlgeburt erhöht und somit Schonung angesagt. Noch total verwirrt, wurde mir das alles erklärt, da ich ein Beschäftigungsverbot konsequent ablehnte (in diesem Moment, jetzt denke ich darüber anders, aber dazu später mehr), bin ich jetzt für vier Wochen krank geschrieben. Und danach steht das Beschäftigungsverbot an. Ich bin in der 28.SSW und in der Praxis war mir das alles zuviel. Ich realisierte, was ich jetzt alles nicht mehr darf: Heben, Strecken, Sport, Laufen, Anstrengung, Hausarbeit, zu viel Stehen oder Sitzen, eigentlich alles außer Liegen und ein bisschen spazieren gehen. Auf gar keinen Fall darf ich das Bärchen hochheben.

Ich hab noch Magnesium und Eisen verschrieben bekommen und bin dann zur Arbeit gefahren um den Computer runter zu fahren, alle zu informieren und Termine abzusagen. Ich versicherte meinen Jugendlichen, dass ich vorerst per Handy zu erreichen bin und natürlich trotzdem die Aktionswoche plane. Ich war total fertig, konnte das nicht fassen, war wütend, weil ich nicht mehr zur Arbeit konnte und einfach schlecht drauf.

Erst, als ich zuhause war, realisierte ich, dass mein Baby in Gefahr ist. Dass es ihm zwar gut geht, aber die Gefahr besteht, dass er zu früh kommt und das Ganze vielleicht auch nicht überlebt. Und ich rege mich darüber auf, dass ich nicht weiß, was ich zuhause machen soll und mir die Decke auf den Kopf fallen wird. Bin ich eigentlich bescheuert?

Natürlich finde ich es nicht toll, hier jetzt rumliegen zu müssen, aber ich werde mich schonen, ruhig bleiben und möglichst nichts machen, damit der Gebärmutterhals wieder besser wird. Ich muss akzeptieren, dass es das jetzt wahrscheinlich mit Arbeit bis zur Geburt gewesen ist. Vielleicht findet sich ja schnell eine Vertretung, die ich noch einweisen kann. Und wenn nicht, dann muss mir das egal sein, denn ich muss jetzt in erster Linie an mein ungeborenes Baby denken. An das Baby, das hier die ganze Zeit in meinem Bauch Purzelbäume schlägt und niemals zu schlafen scheint.

Habt ihr damit Erfahrungen oder möchte mich vielleicht gerade mal jemand aufbauen?

Ein Kommentar zu „Das Schicksal sollte man nicht heraus fordern

  1. Ach herrje- ich kann gut verstehen, dass dieses „die-Notbremsung-ziehen-müssen“ nicht einfach ist, vor allem, wenn man seine alltäglichen Aufgaben gerne macht. Und es ist ja sowieso nie leicht, im Alltag einen Gang runterzufahren, denn die Dinge erledigen sich ja nicht von selbst.
    Ich selbst bin mit Kind Nr.3 in der 26.SSW und sollte wohl auch ab und an etwas langsamer machen, aber das lässt sich eben nicht immer so ohne Weiteres realisieren.
    Aber trotzdem: Denke an Dein Baby, es wird es Dir danken! Das muss ich mir selbst oft ins Gedächtnis rufen.
    Alles Gute Dir weiterhin und viele Grüße!
    Claudia

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