Veröffentlicht in Wir denken...

Fremdbetreut: Im wahrsten Sinne des Wortes

Ja, das Bärchen wird fremdbetreut, schon seit sie acht Monate alt ist. Anders war es einfach nicht möglich, da ich wieder arbeiten wollte. Ja, ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, arbeiten zu gehen, da ich einen neuen Job angefangen habe und dieser einfach perfekt für mich ist. Oder bin ich perfekt für den Job? Egal, im Endeffekt kann ich als Schulsozialarbeiterin viele Methoden anwenden und ausprobieren, arbeite mit sehr vielen interessanten Menschen zusammen und Langeweile kommt da nie auf. Also bin ich wohl ziemlich egoistisch. Mein Wunsch nach positiver Bestätigung im Job habe ich über die eigene Betreuung meiner Tochter gesetzt. Nein. Auch wenn viele das so sehen, es stimmt nicht. Dem Bärchen gefällt es in ihrer Kita, sie fühlt sich da pudelwohl und spricht jetzt auch schon viel von ihren Freunden und wird immer selbstständiger. Wir sind beide entspannter.

Jetzt, wo der Bärchenpapa auch arbeiten geht und das vor allem Nachts, ist die Kita sogar zwingend notwendig, da sich sonst wirklich niemand tagsüber um das Bärchen kümmern könnte. Ich bringe sie morgens gegen 06:45 Uhr hin und hole sie nachmittags zwischen 14:30 und 16:00 Uhr ab, je nachdem, ob ich noch Nachmittagstermine habe oder nicht. Wenn ich Weiterbildungen habe oder lange Termine, bei denen das Bärchen nicht mit kann, dann holt der Bärchenpapa sie mit dem Fahrrad ab. Das mag sie. Morgens ist es manchmal schwer sie abzugeben. Wenn sie einen schlechten Morgen hatte, dann klammert sie sich sehr an mir. Gestern und heute war es, nach den zwei Wochen Urlaub zuhause, sehr schwer. Sie klammerte sich richtig an mich, was aber vor allem daran lag, dass ihre üblichen Erzieher Urlaub haben oder krank sind und so zwei Frauen aus einer anderen Einrichtung da sind. Und diese beiden haben eine etwas andere Vorstellung von der „Übergabe“ als ich. „Gehen sie einfach, sie hört bestimmt bald auf zu weinen“. Ähhhh, nein! Ich verstehe mein Kind. Sie kennt diese beiden Kinder nicht und ob nun die anderen Kinder ruhig und scheinbar glücklich schon im Raum spielen oder nicht, ich warte ab,  bis eine der gewohnten Erzieherinnen des Bärchens kommt und sie mit in den Raum nimmt. Die Zeit nehme ich mir. Arbeit hin oder her.

Ich finde es nicht schlimm, wenn Kitas über den Sommer zusammengelegt werden, weil sonst in den einzelnen Einrichtungen nicht genügend Kinder oder Betreuung vorhanden sind, aber ich erwarte mehr Transparenz. Ich möchte einfach wissen, wer da mein Kind betreut und ich denke auch nicht, dass es zuviel verlangt ist, sich kurz mit Namen vorzustellen. Oder? Im Krippenbereich gibt es auch immer Praktikanten. Finde ich als Schulsozialarbeiter an einer Beruflichen Schule, die auch Erzieher ausbildet, natürlich toll. Bisschen frischer Wind und gerade im Krippenbereich lernt man ja auch unglaublich viel. Allerdings nervt es mich, wenn da irgendjemand mit meinem Kind spielt, den ich einfach nicht kenne. Als das Bärchen in die Krippe kam, hat jeder Praktikant noch eine Art Steckbrief von sich selbst gemacht, der dann im Flur aushing und man sich auch einfach ein Bild machen konnte. Bei den letzten Praktikanten wurde das immer vernachlässigt, allerdings werde ich nach dem Sommer mit der Leitung sprechen und darauf bestehen. Es gibt ja im Hauptflur auch eine große Wand, an welcher die Fotos und Namen aller Erzieher stehen, gefällt mir sehr, da so auch neue Eltern sehen können, wer in den anderen Gruppen arbeitet, man hat ja sonst nur mit den Erziehern der eigenen Gruppe zu tun. Ich finde das selbstverständlich. Schließlich möchte ich mein Kind nicht fremdbetreuen lassen. Fremdbetreuen, so ein furchtbares Wort. Ich habe in der Eingewöhnung Zeit gehabt, die Erzieherinnen meiner Tochter kennenzulernen. Zu wissen, welche Abschlüsse und Zusatzqualifizierungen sie haben, ob sie selbst Mütter oder schon Omas sind und vor allem, wie sie mit meinem Kind und den anderen Kindern umgehen. Ich konnte danach entscheiden, ob mir das Umfeld und die Menschen in der Kita zusagen oder nicht. Ich mag manche Erzieher lieber als andere und unterhalte mich mit einigen auch etwas mehr und auch mal über privates. Gerade durch meine Tätigkeit im Elternrat hat man ja auch mehr mit den Erziehern zu tun. Und das ist auch alles gut so. Meine Tochter wird nicht von Fremden betreut, sondern von qualifizierten Erzieherinnen, denen ich vertraue.

Und genau deswegen möchte ich auch wissen, wenn jemand Neues da ist, kurz-oder langfristig. Ist das übertrieben?

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