Veröffentlicht in Wir denken...

Was andere von meiner Erziehung denken.

Meine beste Freundin war da. Einfach Abends ein bisschen quatschen und Fotos gucken. Keine Ahnung warum, aber wir haben mal so ein paar Fakten und Dinge, die uns aneinander stören auf den Tisch gepackt. Sowas muss ja manchmal sein. Auch dadurch bedingt, dass ich wahrlich kein einfacher Mensch bin und manchmal tatsächlich nicht merke, dass ich Menschen irritiere. Und nein, meine Lieben, ich meine das manchmal tatsächlich nicht so und wenn ich zuviel rede oder ungewohnt betone, sprecht mich darauf an, ich merk das nicht! In meinen Kopf gehen öfter so viele Sachen vor sich, dass ich nicht immer alles mitbekomme. Zum Glück kennen meine Freunde mich und wissen, dass ich tatsächlich nicht arrogant oder besserwisserisch bin, sondern einfach nur mit meinem Wissen helfen will und auch niemanden bewerte, sondern freundlich sein will. Nur kommt das leider nicht immer so rüber.

Aber zurück zum Thema. Meine Freundin wies mich darauf hin, dass ich oft eine ziemliche Übermutter bin, zu vorsichtig, zu schnell da, nicht immer so konsequent. Ist das wahr? Klar.

Loszulassen fällt mir schwer. Wenn ich meine mittlerweile schon so große Tochter sehe, habe ich trotzdem immer noch das kleine Baby vor Augen, das immer nur schreit. Dieses kleine Wesen, das mich so unbedingt brauchte und mich auch nicht fünf Meter hat weg gehen lassen. Auch bis vor kurzem wollte sie uns immer in der Nähe wissen, sobald andere Kinder oder Erwachsene in der Nähe waren brauchte sie die Sicherheit, dass wir da waren. Das ist jetzt immer noch so, aber nur noch kurz. Jetzt läuft sie auch schon mal alleine los und will die Welt entdecken und alles selbstständig machen. Ihr fällt das immer leichter, aber mir nicht. Und ehrlich gesagt, fehlt mir auch öfter die Sicherheit. Beruflich bin ich mir eigentlich fast immer sicher, dass das, was ich tue richtig ist. Ich vermittle, ich berate und wenn ich etwas nicht weiß, dann schlage ich das fix nach, Google sei Dank. Aber in der Erziehung meiner Tochter läuft das nicht so ab. Da weiß ich nicht immer die perfekte Lösung sofort und auf der Stelle. Da zweifel ich später meine Entscheidungen an und überlege, wie ich besser hätte handeln können. Erschwerend kommt dazu, dass das Bärchen momentan mitten in der Trotzphase steckt. Wenn ihr etwas nicht passt, brüllt sie los und wirft sich auch gerne mal auf den Boden oder schlägt und beisst um sich. Wie verhält man sich denn da? Was ist richtig? Gibt es überhaupt ein richtig? Zuhause ignoriere ich es einfach. Nach einer Weile beruhigt sie sich und man kann mit ihr reden oder erst mal herausfinden, was sie eigentlich möchte. In der Öffentlichkeit wird es schon kniffliger. Trotzdem atme ich dann erstmal durch und warte kurz ab.

Heute hat mir dann den Rest gegeben. Wir waren gestern Abend aus. Auf der Hanse Sail in Rostock zu einem Konzert. Das Bärchen war bei meinen Eltern. Einmal im Monat braucht man einfach mal einen Abend für sich. Falsch, ich brauche das. Keine Ahnung, ob das allen so geht. Auf jeden Fall lief bei meinen Eltern mit dem Bärchen alles super. Sie ist abends alleine eingeschlafen. Ich muss seit drei Wochen abends in ihrem Zimmer sitzen und warten bis sie eingeschlafen ist. Sie hat Mittagsschlaf gemacht. In ihren zwei vergangenen Wochen Urlaub von der Kita hat sie nicht ein einziges Mal Mittags geschlafen, obwohl wir alles Mögliche versucht haben. Sie hat auch nur ein einziges Mal ein bisschen gezickt und sich schnell wieder beruhigt. Schön. Heute haben meine Eltern das Bärchen gebracht, mir ging es nicht so gut. Sie war gut drauf und der Bärchenpapa wollte dann gleich noch mit ihr weg, musste aber noch etwas fertig machen. Ich hab mich also mit ihr ins Zimmer gesetzt und gespielt. Ich war glücklich, sie wieder zu haben. Sie nicht so. Es kam wie aus dem Nichts. Gerade noch bauten wir einen Turm und dann schrie sie auf und schlug mir ihre Hand ins Gesicht. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht, da hob sich ihr Arm schon wieder. Ich hielt sie fest und dann fing es richtig an. Schreien, toben, um sich schlagen und treten. Ich wusste überhaupt nicht mehr weiter und war froh, als mein Mann dann mit dem Bärchen weg war. Später ging es auch, wir waren zusammen baden und haben Salat gegessen (Honigmelone mit Tomaten und Schafskäse, sooo lecker). Ich musste mich aber wieder an ihr Bett legen, bis sie eingeschlafen ist. Dann habe ich meine Mutter angerufen und sie hat mir nochmal gesagt, dass ich  konsequenter werden muss. Man kann mit einem Kleinkind nicht diskutieren, sondern muss machen.

Echt jetzt?

Klar, in bestimmten Situationen ist reden nicht angebracht, sondern handeln. Aber im Allgemeinen entspricht es einfach nicht meinem Erziehungsstil und meinem Ich autoritär zu erziehen. Keine Ahnung, ob ich einen bestimmten Erziehungsstil habe oder ob ich einfach ein paar Sachen zusammen mische, so wie ich es für richtig halte. Aber ich muss mir jetzt eingestehen, dass so, wie ich es machen wollte, es mit dem Bärchen nicht funktioniert. Denn das Bärchen ist anders. Sie ist einfach anstrengender. Erst dachte ich, dass nur ich so empfinde, aber dann wurde mir das von allen möglichen Seiten bestätigt, als schließlich sogar meine Mutter sagte, dass das Bärchen doch komplizierter war, wusste ich, dass es wahr ist.

Und nun bin ich an dem Punkt mir eingestehen zu müssen, dass so, wie ich geplant hatte zu erziehen nicht schlecht ist, aber man kann die wichtigen Dinge im Leben nicht Planen, sie geschehen einfach. Und das Bärchen braucht klarere Anweisungen und Regeln. Jetzt schon. Erst wenn ich das umsetze, kann ich auch loslassen. Oder? Ehrlich? Ich weiß es nicht.

Ich probiere mich einfach mal aus und sehe, was mir und dem Bärchen gut tut. Ob ich dauerhaft was ändern werde? Wer weiß. Hauptsache ist doch, dass das Bärchen mich weiterhin anlacht und sagt:“Bärchen Mama lieb“.

Übrigens nehme ich mit diesem Beitrag an dem scoyo ELTERN! Blog Award teil. 🙂

Ein Kommentar zu „Was andere von meiner Erziehung denken.

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