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Ein halbes Jahr Schlauchmagen

Einige haben ja schon gefragt, wie es mir aktuell mit dem Schlauchmagen geht, was ich schon abgenommen habe und vieles mehr. Den Bericht zu meiner Op und wie ich dort hingekommen bin findet ihr hier. Ich muss ehrlich sagen, dass ich begeistert bin, über die vielen Menschen, die mir über die verschiedenen Medien geschrieben haben und möchte jeden dazu ermuntern, mir gerne alle Fragen zu stellen, die ihr vielleicht vor so einer Operation habt, denn so jemanden hätte ich mir damals sehr gewünscht. Ein paar Fragen werde ich jetzt in diesem Bericht beantworten.

Wieviel hast du abgenommen?

Wichtig ist, dass man sich nicht vergleicht. Die verschiedenen Op Methoden erzeugen auch verschiedene Resultate, aber ich muss sagen, dass ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin. Ich wurde im August 2020 operiert und habe im Februar meinen zweiten Kontrolltermin im Adipositaszentrum gehabt. 50 Kilo sind jetzt runter.

Sieht man es?

Ich würde glatt behaupten ja, was meint ihr?

Links – 50 Kilo zu rechts

Aber es ist auch deutlich zu merken, mir passen ganz viele Klamotten von früher wieder, ich musste neue Sachen kaufen / bestellen und alles war wirklich etwas schwierig durch die geschlossenen Geschäfte. Ich wurde aber auch viel darauf angesprochen, dass man es jetzt sehen würde, wohl gerade im Gesicht. Trotzdem: Nein, eigentlich habe ich nicht vor, großartig Hosen oder Jeans zu tragen, ich bin einfach ein Fan von Röcken und Kleidern. Das hat meine Tochter übrigens von mir 💖

Wie fühlst du dich?

Ganz oft großartig. Freier. Beweglicher. Aktiver. Ich habe mehr Lust mich zu bewegen, mit den Kindern zu spielen, Sport zu machen und vieles auszuprobieren. Aber manchmal bin ich auch genervt, weil ich vieles nicht vertrage, manches einfach umständlicher ist und ich mehr bedenken muss. Und ich schaue nicht gerne in den Spiegel, die Haut beginnt zu hängen und das kriege ich gerade nicht so in den Griff wie ich es mir wünschen würde.

Was und wieviel isst du jetzt?

Ich esse natürlich immer noch deutlich weniger als früher, aber genau das war ja auch der Punkt des Ganzen. Ein richtiges Sättigungsgefühl zu haben ist unglaublich. Ich esse an sich drei Mahlzeiten pro Tag, eventuell einen Snack dazwischen. Prinzipiell frühstücke ich einen Protein Pudding oder Joghurt, Mittags eine Suppe, Abends oft Gemüse mit Quark oder Rührei oder gebratenes Gemüse oder Salat oder was mit Tofu oder Proteinpancakes. Am Wochenende habe ich mehr Zeit zum Vorbereiten, da gibt es morgens auch mal frisches Porridge (mit Pflanzenmilch gekocht), vom Mittagessen der Familie das Gemüse und Abends wie immer. Insgesamt würde ich sagen durchschnittlich 800 Kalorien pro Tag, allerdings achte ich nur drauf und zähle sie nicht. Ich trinke Stilles Wasser, ungesüßten Tee und Kaffee, den gerne mit Tasty Drops, sonst schwarz. Am Wochenende gönne ich mir gerne mal einen zucker- und kalorienfreie Energy, aber dass das nicht besonders ist, ist mir auch bewusst.

Gibt es Lebensmittel, die du nicht verträgst?

Ja. Immer noch gehen Kartoffeln, Nudeln, Reis gar nicht, manchmal etwas weißes Brot, keine Vollkornprodukte. Die meisten Obstsorten vertrage ich nicht, auch keine Tomaten, Zucker oder Mehlprodukte. Brokkoli ist ganz furchtbar, was sehr schade ist, da die große Tochter sehr gerne einfach mal gekochten Brokkoli isst und ich da gerne einfach mitessen würde. (Ja, einfach nur gekochten Brokkoli ohne alles und wenn ich das koche, dann bin ich die beste Mama der Welt 😉) Bei diesen Lebensmitteln wird mir schlecht oder ich bekomme Bauchschmerzen.

Gibt es sonst noch negative Aspekte?

Die Unverträglichkeiten sind schon manchmal ein Problem, vor allem, wenn man etwas probiert, das man seit der OP nicht mehr gegessen oder getrunken hat und dann erst feststellen muss, dass es erstmal auch noch nicht geht. Deswegen esse ich sowas nur zuhause, was kein größeres Problem ist, da wir ja bekanntlich noch im Lockdown sind und unsere Kontakte sehr beschränkt sind. Zur Arbeit nehme ich nur mit, was ich gut vertrage. Aufgrund von überlaufender Magensäure kam es bei mir Anfang des Jahres und auch vor kurzem Abends und Nachts zu so großen Schmerzen, dass ich eine Gallenkolik befürchtete, die aber ausgeschlossen werden konnte. Seitdem habe ich Notfalltropfen, die ich nehme, wenn die Schmerzen beginnen und die wirklich helfen. Verdauungsprobleme durch den Mangel an Kohlenhydraten habe ich durch das gelegentliche Essen von Maispuffs für Babys (die ohne Zucker und Geschmack) in den Griff bekommen. Außer meiner B12 Spritze alle drei Monate muss ich keine Medikamente nehmen, die Blutwerte sind super. Vitamine nehme ich vor allem über selbstgemachte Shots zu mir (Obst, Gemüse, püriert, eingefroren, mit Ingwer und allem möglichen was mir in die Hände fällt). Ansonsten habe ich Stimmungsschwankungen, die können natürlich auch durch andere Sachen ausgelöst werden. Und wenn ich meine zwei Liter am Tag nicht trinke, bekomme ich starke Kopfschmerzen, das kannte ich vorher nicht und dadurch, dass man keine großen Mengen mit einmal trinken kann, muss ich darauf wirklich sehr achten.

Gönnst du dir auch mal was?

Klar. Wie schon erwähnt meist am Wochenende einen zuckerfreien Energy. Und auch mal ein Proteineis oder ich mache Käsekuchen ohne Boden und ohne Zucker selbst. Auch mal was süßes, auf das ich früher nie stand, aber jetzt den totalen Hyper haben. Aber absolut in Maßen, zum Vergleich ungefähr ein Stückchen Schokolade in der Woche.

Und wie sieht es mit dem Sport aus?

Könnte gerade ehrlich gesagt besser sein. Vor über zwei Wochen hab ich mit den Zeigefinger der rechten Hand geprellt und verstaucht und kann ihn leider immer noch nicht richtig belasten, was nervig ist, da so einige Sachen einfach wegfallen. Verletzt hab ich ihn mir übrigens beim Basketball, eine wieder entdeckte Leidenschaft. Ich gehe viel und lange spazieren, das hula hoopen habe ich aufgrund von null Talent wieder aufgegeben, die Kinder und ich nutzen jedes Wetter um draußen rum zu laufen, wir machen Gymnastik und neuerdings auch Yoga. Ich glaube Yoga wurde explizit für dreijährige Kinder entwickelt, der Sohn hat unglaublichen Spaß daran. Und natürlich tanzen wir. Ich würde gerne ins Fitnessstudio gehen, geht aber ja nicht. Ich würde gerne schwimmen gehen, geht aber draußen noch nicht und drinnen gar nicht. Ich würde gerne Sportkurse besuchen, geht aber nicht. Also macht man das was übrig bleibt und hofft auf gute Onlineangebote und bessere Zeiten, wenn es wärmer wird. Das Bärchen und ich freuen uns schon sehr auf die Seen und die Ostsee.

Würdest du es wieder machen?

Sofort und ohne Nachdenken. Es war die beste Entscheidung und die beste Lösung für mich. Mir geht es besser, ich fühle mich freier, leichter und bin es auch. Mit jedem Kilo weniger gewinne ich Lebensqualität zurück. Die Freiheit mich schneller zu bewegen ohne in Atemnot zu geraten, gelenkiger zu sein, mehr Spaß zu haben. Ich freu mich darauf irgendwann wieder auf Konzerte und tanzen zu gehen. Ich bin glücklicher.

Wieviel willst du noch abnehmen?

Ich möchte jetzt noch 50 Kilo abnehmen und dafür gebe ich mir noch ein Jahr. Ich denke, dass das realistisch ist. Mein Arzt hat mir auf mein Drängen hin (ich wollte so gerne ein Ziel haben, wie die Leute es bei Dr Now bekommen) das Ziel gegeben bis zum nächsten Termin Ende Mai 12 Kilo abzunehmen, das ist ein Kilo die Woche und ich möchte das unbedingt schaffen.

Habt ihr Erfahrungen mit dem Schlauchmagen und möchtet darüber schreiben? Oder mit einer anderen Adipositas Operation? Möchtet ihr anderen gerne Tipps geben? Oder habt ihr Fragen?

Meldet euch bei mir! Und alles alles Liebe, bleibt gesund!

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Nicht jede Schwangere strahlt vor Glück/ anders schwanger sein

Ich kann es nicht mehr sehen. Diese dauerhaft grinsenden Schwangeren in der Werbung, die uns deutlich machen sollen, dass die Zeit der Schwangerschaft wunderschön ist, alles ist toll, rosa oder blau, himmelhochjauchzend. Der riesige Druck von außen, dass man sich doch bitte schön freuen soll und selig über den Bauch streicheln und nur noch über die Schwangerschaft und das zu erwartende Baby reden soll. Vielleicht gehört ihr zu denjenigen, die das auch alles so empfinden, die einfach nur überglücklich sind und die Welt nicht nur umarmen möchten, sondern sie vor allem an ihrem Glück teilhaben lassen. Die kleinen Wehwehchen sind alle nicht so schlimm, es wird fleißig das Babyzimmer eingerichtet, geshoppt und fotografiert. Jeder Gedanke gilt dem Baby, alles ist perfekt. Diese Schwangeren gibt es. Ich war in etwas abgeschwächter Form eine von ihnen in meiner ersten Schwangerschaft. Diese Art Schwangeren sind gesellschaftlich akzeptiert. Auch gewisse Stimmungsschwankungen werden akzeptiert, die Hormone sind Schuld.

Aber was ist, wenn man das Gegenteil von dem ist, was erwartet wird? Wenn man anstatt lieb und zufrieden, gemein, launisch und unzufrieden wird?

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