Nein, der Bärchenpapa und ich haben uns nicht getrennt, wir teilen uns gerade sogar eine fiese Erkältung und die Medikamente dazu.Aber in unserem Freundes- und Bekanntenkreis kommt es ab und an zu Trennungen. Und wir wissen alle: Trennungen können fies sein. Es kann Streit, Stress, Lügen, Drohungen, Eifersucht und sogar Hass geben. Freunde werden mit hinein gezogen. Alles war auf einmal schlecht. Natürlich nicht immer, aber in Einzelfällen ist es leider so. Das ist anstrengend, gemein und kann zu ernsthaften Folgen führen. Man fühlt sich verletzt, betrogen, hintergangen, ausgenutzt, traurig, verlassen, einsam, wütend und und und. Oder man fühlt sich befreit, glücklich, entspannt und leicht. Alles ist möglich, aber leicht ist es für alle Beteiligten nie. Umso schwerer wird es, wenn es Kinder in der ehemaligen Beziehung gibt.
Ich habe direkt nach dem Studium ein Anerkennungsjahr im Jugendamt gemacht. Anerkennungsjahr bedeutet, dass ich voll arbeite, aber noch jemanden für Fragen und Anmerkungen an der Seite habe. Tolles System, ich habe in diesem Jahr unglaublich viel gelernt. Unter anderem habe ich auch Trennungs- und Umgangsberatungen gemacht. Ein schweres Thema. Oft saßen mir komplett zerstrittene Eltern gegenüber, die sich kaum ansahen, dafür aber umso lieber anbrüllten. Mehr als einmal flogen Gegenstände durch das Büro. Solche Beratungen fanden nie mit Kindern statt und waren meist der Weg, um ein Gerichtsverfahren, welches Kinder wirklich sehr belasten kann, zu vermeiden. Über verschiedene Möglichkeiten der Ausübung des Umgangsrechtes würde ich gerne in einem extra Post berichten, wenn ihr das möchtet. Heute soll es um die Trennung an sich gehen.
Eine Trennung verläuft, egal wie gut geplant und einvernehmlich sie ist, niemals in geraden Bahnen. Sie hat Kurven, geht steil bergauf, rast herunter, verläuft im Kreis, hat Ecken, Irrwege und alle möglichen Extras. Und Kinder spüren jede einzelne Bewegung und Veränderung. Ich persönlich bin der Ansicht, dass Kinder besser bei glücklichen, aber getrennten Eltern aufwachsen, als gemeinsam mit ihren Eltern, die unglücklich sind und dieses (unbewusst) auch ausstrahlen.
Eine Trennung der Eltern bedeutet auch immer eine Trennung für die Kinder. Denn irgendjemand geht. Irgendjemand verlässt die gemeinsame Wohnung, sei es nun ein einzelnes Elternteil oder die Kinder mit einem. Irgendein Elternteil wird weniger gesehen. Vielleicht weint ein Elternteil viel oder ist wütend. Vielleicht wird das Geld knapp und es muss ein bisschen gespart werden. Vielleicht muss umgezogen werden. Vielleicht gibt es Streit um Möbelstücke. Vielleicht fliegen Beleidigungen durch die Luft, vielleicht ist die Stimmung auch irgendwie angespannt.
Gleich welches vielleicht zutrifft, Kinder spüren es. Und weil sie das alles nicht zuordnen können, beziehen sie es komplett auf sich. Sie hinterfragen alles, überlegen, was sie hätten anders machen können und geben sich die Schuld für alle Tränen, für all die Wut, für alle Veränderungen. Und glauben niemanden, der ihnen das Gegenteil beteuert. Es ist schwer. Für alle.
Manch ein Kind ist aber auch erleichtert über den Auszug eines Elternteils, weil es weiß, dass es jetzt einfacher wird. Ein anderes Kind projiziert all seine Wut auf ein Elternteil, um ihm die Schuld an der Trennung zu geben. Mach ein Kind beginnt seine Eltern zu manipulieren. Was will ich damit sagen?
Ich möchte damit ausdrücken, dass jede Trennung, jedes Kind und jedes Elternteil ganz individuell zu sehen und zu behandeln ist. Trotzdem möchte ich, beruhend auf meinen Erfahrungen, gerne ein paar Tipps geben:
- Geht davon aus, dass Kinder Streitigkeiten mitbekommen, ebenso Anspannungen und spielen sie diese nicht herunter, umso eher geht das Kind davon aus, dass es was mit ihm zu tun hat.
- Projiziert die Probleme mit dem Partner nicht aufs Kind.
- Seid so offen und ehrlich wie nur irgendwo möglich zu euren Kindern.
- Ein Elternteil sollte möglichst nicht in einer Nacht und Nebel Aktion verschwinden, sondern dem Kind erklären, dass es jetzt geht und klare Zeiten absprechen, wann man sich wieder sieht und die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme per Telefon oder ähnlichem jederzeit möglich machen.
- Macht niemals euren Partner vor eurem Kind schlecht. Sogar wenn die Anschuldigungen stimmen, kann es passieren, dass das Kind danach euch ablehnt oder sich gezwungen fühlt Partei zu ergreifen.
- Geht in einem respektvollem Ton miteinander um, auch ohne die Kinder. Das ist ein schwerer Punkt, der sehr viel Selbstdisziplin erfordert, aber seien wir mal ehrlich, Anschreien, Beschimpfen und ggf. Handgreiflichkeiten werden die Situation nicht verbessern und ob ihr euch danach besser fühlt, ist fraglich.
- Redet auch mit anderen nicht schlecht über den Partner in Gegenwart (auch in möglicher, wenn ihr eigentlich davon ausgeht, dass das Kind schläft oder beschäftigt ist) der Kinder. Auch nicht übers Telefon!
- Bezieht eure Kinder in möglichst viele Entscheidungen mit ein. Respektiert die Wünsche.
- Lasst euch die Zeit und Ruhe, die ihr und die Kinder braucht, um mit der neuen Situation zu Recht zu kommen. Setzt weder euch selbst, noch euren ehemaligen Partner unter Druck.
- Sucht euch professionelle Hilfe. Geht zum örtlichen Jugendamt oder zu einer Trennungsberatung. Eine parteilose Person kann euch helfen, bei Entscheidungen objektiv zu bleiben.
- Egal was eure Umwelt sagt, trefft die Entscheidung, die für eure Familie die beste ist (gerade im Hinblick des Lebensmittelpunktes der Kinder), auch wenn es ungewöhnlich erscheint. Hier können eure Kinder euch helfen.
- Geht offen mit der Trennung um und gebt diese auch an wichtigen Stellen, wie Schule und Kindergarten an, um euren Kindern die Situation zu erleichtern und auch, um Auffälligkeiten richtig einordnen zu können.
Nein, diese Punkte gelten nicht immer. Es gibt immer Extremfälle, wo auch ich einige Punkte wegstreichen oder ändern würde. Aber im Allgemeinen sind sie hilfreich. Wenn ihr mehr zu dem Thema lesen wollt, sagt es mir. Und zum Schluss ein Satz von mir, der in einigen Fällen dafür gesorgt hat, dass auch die wütenden Eltern kurz ruhig wurden:
Sie sind kein Paar mehr. Aber sie werden immer Eltern bleiben und somit eine Familie. Bitte sprechen und handeln sie nun nicht als Teil eines ehemaligen Paares, sondern als Eltern.