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Ein Jahr Schlauchmagen

Mir ist bewusst, dass mittlerweile das Jahr seit meiner OP im August 2020 doch schon etwas länger vorbei ist. Aber es war hier etwas stressig und ich habe diesen Text sehr oft neu geschrieben, da ich nie zufrieden war. Mal zu negativ, mal zu positiv, immer tagesform und Stimmungs abhängig. Und immer wieder die Frage in meinem Kopf, was will ich euch eigentlich sagen? Was hab ich zu sagen? Was kann ich denjenigen empfehlen, die über eine Adipoditas OP nachdenken? Ich glaub ich zeig euch erstmal was.

Ich weiß, furchtbare Schuhe, aber ich denke das Bild verdeutlicht, was sich da alles bewegt hat. Vor allem auf der Waage weit nach unten. Jetzt geht es natürlich viel langsamer, aber trotzdem runter und das ist für mich die Hauptsache. Was jetzt allerdings runter hängt ist meine Haut. Massiv vor allem an den Armen und am Bauch. Am Bauch verursacht es auch Schmerzen, schnell gehen kann ich, Bewegungen, bei denen der Bauch in Bewegung kommt, laufen oder Hüpfen, geht gar nicht. Es tut weh, entzündet sich leicht, im Sommer hab ich nur mit einem Puderstick überlebt. Das große Problem mit dem Bauch ist auch, dass er da ist. Viele in meinem Umfeld bemängeln, dass ich immer noch sehr weite Sachen trage und man gar nicht so richtig sieht wieviel ich abgenommen habe. Aber es geht momentan einfach gar nicht anders, ich kann nichts zu enges tragen, mit einem Korsett habe ich es probiert, aber das Gefühl des Eingeengtseins war einfach zu viel für mich.

Ansonsten geht es mir körperlich deutlich besser. Ich kann längere Strecken gehen und Sport machen ohne schlimm außer Atem zu geraten. Meine Knie tun nicht mehr weh, meine Füße sind nach anstrengenden Tagen nicht mehr geschwollen, ich habe Lust mich zu bewegen und mache es auch. Ich gehe zum Sport und bin danach glücklich. Mit meinen Kindern Basketball spielen, lange mit dem Hund spazieren gehen, sogar putzen, tanzen, Spaß haben, alles fällt leichter. Das Leben ist ein anderes und obwohl ich mir früher immer eingeredet habe, dass ich auch mit meinem extremen Übergewichtig glücklich und aktiv bin, dann weiß ich jetzt, dass ich mir da eindeutig was vor gemacht habe. Von daher bin ich froh diesen Weg gegangenzu sein.

Psychisch allerdings sieht es etwas anders aus. Ich finde mich nicht schön  etwas, mit dem ich vorher kein Problem hatte. Merkwürdig nicht wahr.

Der Spiegel zeigt mir nicht die Person die ich sehen möchte. Meistens habe ich kein Interesse daran shoppen zu gehen, mich zu schminken, mich attraktiv zu kleiden. Körperhygiene selbstverständlich ja,aber kaum etwas, das darüber hinaus geht. Am Anfang hat das alles noch Spaß gemacht, jetzt bin ich nur noch genervt davon, wenn wieder was zu groß ist und ersetzt werden muss. Ich hoffe allerdings, dass das irgendwann auch wieder besser wird und schick machen wieder Spaß macht.

Viele werden sich fragen, wie es jetzt mit dem Essen läuft. Ehrlich gesagt sehr komisch.  Am Anfang konnte ich sehr viele Lebensmittel nicht ab. Dann ging das ne ganze Weilr super, aktuell ist es eher schlechter. Ich vertraue keine Nudeln, keinen Reis, Kartoffeln selten, keinen Brokkoli, keinerlei Kohl, keine Tomaten, wenig Fisch, sehr wenig Gluten, keinen Mozzarella, keinen Schafskäse, keinen Spinat, keine Bananen, keine Wassermelone, keine Ananas,  wenig Weintrauben,  keine Papaya, keine Gewürzgurken, nix mit Mayonnaise,  kaum Sahne, nichts frittiertes. Bestimmt noch mehr, allerdings merke ich vieles erst später mit Übergeben oder Bauchschmerzen. Dafür geht Wasser mit Kohlensäure in geringen Mengen wieder, was mich wirklich freut. Alkohol ist für mich absolut kein Thema mehr, ich könnte nicht einschätzen, wieviel ich tatsächlich vertrage und habe nicht das Gefühl, dass es das wert wäre.

Apropos Bauchschmerzen. Ich hatte Anfang des Jahres plötzlich immer wieder auftretende extreme Bauchschmerzen, ähnlich einer Kolik. Die ersten Male dachte ich auch, dass es eine Gallenkolik wäre, aber nein. Was genau und warum es ausgelöst wird kann mir niemand sagen. Mittlerweile ist es meist einmal im Monat, Abends oder nachts,  oft kündigt es sich an und ich kann Tropfen nehmen, die mir meine Ärztin verschrieben hat, gegen Krämpfe und Schmerzen. So lässt es sich irgendwie dann auch aushalten, nur am Tag danach bin ich einfach nur fertig und kaputt. Aber ein gesagt, mittlerweile lässt es sich aushalten.

Im Endeffekt würde ich es immer wieder machen, ich habe viel Lebensqualität gewonnen. Alles andere wird sich lösen.

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

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Ein halbes Jahr Schlauchmagen

Einige haben ja schon gefragt, wie es mir aktuell mit dem Schlauchmagen geht, was ich schon abgenommen habe und vieles mehr. Den Bericht zu meiner Op und wie ich dort hingekommen bin findet ihr hier. Ich muss ehrlich sagen, dass ich begeistert bin, über die vielen Menschen, die mir über die verschiedenen Medien geschrieben haben und möchte jeden dazu ermuntern, mir gerne alle Fragen zu stellen, die ihr vielleicht vor so einer Operation habt, denn so jemanden hätte ich mir damals sehr gewünscht. Ein paar Fragen werde ich jetzt in diesem Bericht beantworten.

Wieviel hast du abgenommen?

Wichtig ist, dass man sich nicht vergleicht. Die verschiedenen Op Methoden erzeugen auch verschiedene Resultate, aber ich muss sagen, dass ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin. Ich wurde im August 2020 operiert und habe im Februar meinen zweiten Kontrolltermin im Adipositaszentrum gehabt. 50 Kilo sind jetzt runter.

Sieht man es?

Ich würde glatt behaupten ja, was meint ihr?

Links – 50 Kilo zu rechts

Aber es ist auch deutlich zu merken, mir passen ganz viele Klamotten von früher wieder, ich musste neue Sachen kaufen / bestellen und alles war wirklich etwas schwierig durch die geschlossenen Geschäfte. Ich wurde aber auch viel darauf angesprochen, dass man es jetzt sehen würde, wohl gerade im Gesicht. Trotzdem: Nein, eigentlich habe ich nicht vor, großartig Hosen oder Jeans zu tragen, ich bin einfach ein Fan von Röcken und Kleidern. Das hat meine Tochter übrigens von mir 💖

Wie fühlst du dich?

Ganz oft großartig. Freier. Beweglicher. Aktiver. Ich habe mehr Lust mich zu bewegen, mit den Kindern zu spielen, Sport zu machen und vieles auszuprobieren. Aber manchmal bin ich auch genervt, weil ich vieles nicht vertrage, manches einfach umständlicher ist und ich mehr bedenken muss. Und ich schaue nicht gerne in den Spiegel, die Haut beginnt zu hängen und das kriege ich gerade nicht so in den Griff wie ich es mir wünschen würde.

Was und wieviel isst du jetzt?

Ich esse natürlich immer noch deutlich weniger als früher, aber genau das war ja auch der Punkt des Ganzen. Ein richtiges Sättigungsgefühl zu haben ist unglaublich. Ich esse an sich drei Mahlzeiten pro Tag, eventuell einen Snack dazwischen. Prinzipiell frühstücke ich einen Protein Pudding oder Joghurt, Mittags eine Suppe, Abends oft Gemüse mit Quark oder Rührei oder gebratenes Gemüse oder Salat oder was mit Tofu oder Proteinpancakes. Am Wochenende habe ich mehr Zeit zum Vorbereiten, da gibt es morgens auch mal frisches Porridge (mit Pflanzenmilch gekocht), vom Mittagessen der Familie das Gemüse und Abends wie immer. Insgesamt würde ich sagen durchschnittlich 800 Kalorien pro Tag, allerdings achte ich nur drauf und zähle sie nicht. Ich trinke Stilles Wasser, ungesüßten Tee und Kaffee, den gerne mit Tasty Drops, sonst schwarz. Am Wochenende gönne ich mir gerne mal einen zucker- und kalorienfreie Energy, aber dass das nicht besonders ist, ist mir auch bewusst.

Gibt es Lebensmittel, die du nicht verträgst?

Ja. Immer noch gehen Kartoffeln, Nudeln, Reis gar nicht, manchmal etwas weißes Brot, keine Vollkornprodukte. Die meisten Obstsorten vertrage ich nicht, auch keine Tomaten, Zucker oder Mehlprodukte. Brokkoli ist ganz furchtbar, was sehr schade ist, da die große Tochter sehr gerne einfach mal gekochten Brokkoli isst und ich da gerne einfach mitessen würde. (Ja, einfach nur gekochten Brokkoli ohne alles und wenn ich das koche, dann bin ich die beste Mama der Welt 😉) Bei diesen Lebensmitteln wird mir schlecht oder ich bekomme Bauchschmerzen.

Gibt es sonst noch negative Aspekte?

Die Unverträglichkeiten sind schon manchmal ein Problem, vor allem, wenn man etwas probiert, das man seit der OP nicht mehr gegessen oder getrunken hat und dann erst feststellen muss, dass es erstmal auch noch nicht geht. Deswegen esse ich sowas nur zuhause, was kein größeres Problem ist, da wir ja bekanntlich noch im Lockdown sind und unsere Kontakte sehr beschränkt sind. Zur Arbeit nehme ich nur mit, was ich gut vertrage. Aufgrund von überlaufender Magensäure kam es bei mir Anfang des Jahres und auch vor kurzem Abends und Nachts zu so großen Schmerzen, dass ich eine Gallenkolik befürchtete, die aber ausgeschlossen werden konnte. Seitdem habe ich Notfalltropfen, die ich nehme, wenn die Schmerzen beginnen und die wirklich helfen. Verdauungsprobleme durch den Mangel an Kohlenhydraten habe ich durch das gelegentliche Essen von Maispuffs für Babys (die ohne Zucker und Geschmack) in den Griff bekommen. Außer meiner B12 Spritze alle drei Monate muss ich keine Medikamente nehmen, die Blutwerte sind super. Vitamine nehme ich vor allem über selbstgemachte Shots zu mir (Obst, Gemüse, püriert, eingefroren, mit Ingwer und allem möglichen was mir in die Hände fällt). Ansonsten habe ich Stimmungsschwankungen, die können natürlich auch durch andere Sachen ausgelöst werden. Und wenn ich meine zwei Liter am Tag nicht trinke, bekomme ich starke Kopfschmerzen, das kannte ich vorher nicht und dadurch, dass man keine großen Mengen mit einmal trinken kann, muss ich darauf wirklich sehr achten.

Gönnst du dir auch mal was?

Klar. Wie schon erwähnt meist am Wochenende einen zuckerfreien Energy. Und auch mal ein Proteineis oder ich mache Käsekuchen ohne Boden und ohne Zucker selbst. Auch mal was süßes, auf das ich früher nie stand, aber jetzt den totalen Hyper haben. Aber absolut in Maßen, zum Vergleich ungefähr ein Stückchen Schokolade in der Woche.

Und wie sieht es mit dem Sport aus?

Könnte gerade ehrlich gesagt besser sein. Vor über zwei Wochen hab ich mit den Zeigefinger der rechten Hand geprellt und verstaucht und kann ihn leider immer noch nicht richtig belasten, was nervig ist, da so einige Sachen einfach wegfallen. Verletzt hab ich ihn mir übrigens beim Basketball, eine wieder entdeckte Leidenschaft. Ich gehe viel und lange spazieren, das hula hoopen habe ich aufgrund von null Talent wieder aufgegeben, die Kinder und ich nutzen jedes Wetter um draußen rum zu laufen, wir machen Gymnastik und neuerdings auch Yoga. Ich glaube Yoga wurde explizit für dreijährige Kinder entwickelt, der Sohn hat unglaublichen Spaß daran. Und natürlich tanzen wir. Ich würde gerne ins Fitnessstudio gehen, geht aber ja nicht. Ich würde gerne schwimmen gehen, geht aber draußen noch nicht und drinnen gar nicht. Ich würde gerne Sportkurse besuchen, geht aber nicht. Also macht man das was übrig bleibt und hofft auf gute Onlineangebote und bessere Zeiten, wenn es wärmer wird. Das Bärchen und ich freuen uns schon sehr auf die Seen und die Ostsee.

Würdest du es wieder machen?

Sofort und ohne Nachdenken. Es war die beste Entscheidung und die beste Lösung für mich. Mir geht es besser, ich fühle mich freier, leichter und bin es auch. Mit jedem Kilo weniger gewinne ich Lebensqualität zurück. Die Freiheit mich schneller zu bewegen ohne in Atemnot zu geraten, gelenkiger zu sein, mehr Spaß zu haben. Ich freu mich darauf irgendwann wieder auf Konzerte und tanzen zu gehen. Ich bin glücklicher.

Wieviel willst du noch abnehmen?

Ich möchte jetzt noch 50 Kilo abnehmen und dafür gebe ich mir noch ein Jahr. Ich denke, dass das realistisch ist. Mein Arzt hat mir auf mein Drängen hin (ich wollte so gerne ein Ziel haben, wie die Leute es bei Dr Now bekommen) das Ziel gegeben bis zum nächsten Termin Ende Mai 12 Kilo abzunehmen, das ist ein Kilo die Woche und ich möchte das unbedingt schaffen.

Habt ihr Erfahrungen mit dem Schlauchmagen und möchtet darüber schreiben? Oder mit einer anderen Adipositas Operation? Möchtet ihr anderen gerne Tipps geben? Oder habt ihr Fragen?

Meldet euch bei mir! Und alles alles Liebe, bleibt gesund!

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Was ich meinem 20-Jährigen Ich schuldig bin

Ich bin jetzt 32 Jahre alt und habe einige Entscheidungen getroffen, auch kürzlich erst, die einiges in meinem Leben verändern werden und die mir dabei helfen sollen, mit einigen Dingen, mit denen ich zurecht kommen musste, aufzuräumen. Dass wir uns verändern ist ja normal, gegeben, Lauf der Dinge. Aber nicht alle Veränderungen sind positiv behaftet. Wer mich kennt, der weiß, dass ich meinen Job liebe. Ich habe nicht umsonst Soziale Arbeit studiert, ich bilde mich nicht für mein eigenes Wohlbefinden weiter, ich habe nicht nur so die schwierigeren Fälle. Ich brauch das nicht für mein eigenes Ego, mir sind tatsächlich die Jugendlichen wichtig, für die und mit denen ich das mache. In den letzten beiden Jahren ist mir das immer schwerer gefallen. Nicht weil sich die Arbeit auch coronbedingt verändert hat, nein, weil mir immer mehr Steine in den Weg gelegt wurden, mehr verlangt wurde, Verantwortung übertragen wurde, nur damit die dementsprechenden Handlungen dann für unmöglich erklärt werden konnten. Die Professionalität meiner Arbeit wurde unberechtigt in Frage gestellt. Und was habe ich getan? Ich bin ruhig geblieben. Jahrelang wurde immer zu mir gesagt: Conny, du musst ruhig bleiben, es ergibt sich schon alles, es wird schon wieder. Alles wird besser. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Aber nach den großen Veränderungen, die das letzte Jahr mit sich gebracht haben, ich spreche gar nicht unbedingt über Covid19, sondern auch über meine Schlauchmagen-OP, die große Veränderung in mir, der Wille etwas zu ändern, sich wieder wohl zu fühlen, aktiver zu sein, da habe ich endlich begriffen, dass die körperlichen Veränderungen mir gut tun, aber nichts wert sind, solange meine Seele leidet. Ich bin ein sehr starker Mensch, der viel auf den Schultern trägt und auch tragen kann. Ich bin in der Lage auch komplizierte Situationen aufzulösen und in ein positives Licht zu bringen. Warum? Weil ich sehr professionel arbeite und das auch im privaten Rahmen einsetzen kann. Weil ich ressourcen-und lösungsorientiert arbeite. Meine größte Stärke ist aber auch meine größte Schwäche. Mich verletzt es nicht, wenn mich jemand fett nennt, stimmt ja (noch) auch. Wenn mir jemand vorwirft ne schlechte Mutter zu sein: Sicherlich, ich könnte vieles besser machen, aber meine Kinder wachsen geliebt und geborgen auf, ein für mich wichtiger Punkt als Disziplin. Aber zweifelt jemand an meiner Professionalität, das tut wirklich weh. Ich mache Fehler, wie jeder andere Mensch auch, das ist so. Ich bügele diese Fehler wieder aus und mache sie nicht nochmal. Ich lebe meinen Job und ich bin verdammt gut darin. Ich habe eine großartige Beziehung zu meinen Jugendlichen. Zwei lange Jahre habe ich jetzt Bossing ertragen, einen Chef, der genau wusste, wo er mich treffen und wie er mich verletzen kann. Ertragen, dass alles, was ich tue in Frage gestellt wird. Solange, bis ich tatsächlich an mir selbst gezweifelt habe. Damit ist jetzt Schluss. Ich habe mich für einen neuen Job entschieden. Weniger Stunden, mehr Zeit für die Familie, anderes Aufgabenfeld, aber die selben Jugendlichen. Arbeit, so wie ich sie definiere. Freiheit. Glück.

Ich mit 20 Jahren

Und das habe ich vor allem geschafft, mich von meinem lieben Team , meinen Kollegen zu lösen, ist mir sehr schwer gefallen, weil ich mich an mich selbst zurückerinnert habe. An das junge Mädchen, die stets mit dem Kopf durch die Wand gerannt ist. Der immer egal war, was andere über sie denken und von ihr halten, weil sie ihre eigenen hohen moralischen Ansprüche erfüllt hat. Gut zu sein, verständnisvoll, fürsorgend, offen und ehrlich. Und dabei natürlich ein riesiges Autoritätsproblem hatte, weil sowieso niemand mehr Ahnung hatte, als sie. 🙂 Perfekt war ich noch nie. Aber sehr von mir selbst überzeugt, ohne Angst auch mal Schwächen und Probleme einzugestehen und diese dann zu bearbeiten und zu verbessern. Bunte Haare, große Fresse und immer für meine Überzeugungen eingestanden, sowohl beruflich als auch privat. Viele Menschen kommen damit nicht klar, aber das war mir damals egal und ehrlich gesagt, ist es mir das heute auch noch. Ich möchte wieder das Mädchen voller Ideale sein, mit der festen Absicht, die Welt zu verändern, sie zu einem besseren Ort zu machen. Allerdings heutzutage etwas anders als früher. Ich sehe, dass ich die Welten einzelner Menschen positiv verändern kann. Und das mache ich. Ich gebe Hoffnung, Selbstbewusstsein, Realität, Ziele. Nicht nur meinen Jugendlichen und meinen Kindern, nein, ich werde es auch mir selbst wieder geben. Denn genau das bin ich meinem zwanzigjährigen Ich schuldig. Mut zur Veränderung, Klarheit, Gesundheit, Liebe. Wieder ganz ich sein, egal wie es die anderen sehen. Mit allen Schwächen und Stärken, mit meiner Familie, meinem neuen Job, meinem wunderschönen Haus, meinen Überzeugungen und Idealen. Und einer großen Abscheu gegenüber denen, die mir das nehmen wollten.

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Meine Schlauchmagen OP

Zwei Monate ist es jetzt her, dass ich meinen Schlauchmagen bekommen habe, nach 1,5 Jahren Termine, Vorbereitung, Gesprächen, Untersuchungen und so weiter. Eine langfristige Verbesserung meiner Lebenssituation, eine riesige Abnahme von Kilos, Veränderung, die dafür sorgen soll, dass ich länger lebe.

Wie alles begann.

Mein Gewicht war mein Leben lang Thema. Kommentare darüber, Ängste, Diäten, Sport. Als Jugendliche etwas pummelig, aber mein ziemlich großes Selbstbewusstsein und meine noch größere Schnauze hat dafür gesorgt, dass ich zwar auch mal geärgert wurde (meist aber auch nur das eine Mal von einer Person), aber nie gemobbt. Und ja, ich fand mich schön. Dann begann das Studium und auch eine gewisse Einsamkeit. Ich hatte Freunde, aber mir fehlte mein Zuhause, außerdem fanden in meinem Leben damals viele Wechsel statt, die Konstante dabei war das Essen. Dazu kam eine Schilddrüsenunterfunktion und schwupps wog ich deutlich mehr. Später kamen die Kinder, viel Ärger, noch mehr Stress, oft Verzweiflung und ich habe gegessen. Ohne nachzudenken, ohne Limit. Mich nervte vor allem, dass so viele mir sagten, dass ich als Vegetarier doch gar nicht so dick sein könnte. Doch, das geht, dazu muss ich kein Fleisch essen. Chips reichen.

Es reicht

Vor vier Jahren war ich mit der Tochter auf Kur. Wegen meiner Adipositas. Und nach vielen Gesprächen war klar, dass die beste Lösung für mich eine Magenoperation ist. Das sah ich anders. Ich dachte ich könnte es allein schaffen, ging zum Sport, machte Diät und wurde wieder schwanger. Und nahm zu. Gönnte mir, wo es eigentlich nichts zum gönnen sondern nur was zum Verzichten gab. Bis ich mir irgendwann endlich selbst eingestehen konnte, dass es so nicht weiter geht. Dass sich etwas ändern muss und dass ich es nicht alleine schaffen werde. Und ich mir vor allem endlich mein Problem und meine Unfähigkeit, dieses ohne Hilfe zu bewältigen eingestand. Ich ging zum Beratungsgesprach der Adipositas Klinik in meiner Nähe, machte meine Termine, die Voruntersuchungen beim Endikrinologen und hatte dann endlich nach einem kurzen Aufenthalt in der Klinik (Gespräch Psychologe, Ernährungsberatung, Magenspiegelung, bei der ich ernsthaft dachte ersticken zu müssen, da das Beruhigungsmittel bei mir nicht gewirkt hat, Gespräch Chirurgen und so weiter) einen Termin. Coronabedingt wurde dieser verschoben und Mitte August war es dann soweit.

Die Operation

Am Abend vor der OP ging es ins Krankenhaus, drei Wochen vorher gab es schon die Vorbereitungsphase, in der man sich vor allem flüssig ernährt hat, mit Eiweißshakes, Suppe, etc. Eine ziemlich harte Zeit, da der Hunger allgegenwärtig war und ich ziemlich am verzweifeln war. In dieser Zeit ging es darum, die Leber zu entfetten, damit besser operiert werden konnte. Nachdem die Op corona bedingt eh schon einmal verschoben wurde, musste ich vorher einen Corona Test machen und war die Zeit vor diesem auch sehr gestresst und extrem vorsichtig. Hier fiel mir auch auf, wie viele Menschen Corona doch sehr auf die leichte Schulter nehmen, aber das ist ein anderes Thema. Endlich ging es ins Krankenhaus, abends, meine Familie hat mich hingebracht. Die große Tochter war in den Tagen bei meinen Eltern, das hat alles auch sehr gut geklappt, der kleine Sohn war mit seinem Vater zuhause. Im Krankenhaus war ich dann ziemlich aufgeregt. Ein Drei-Bett Zimmer war es, eine Person wurde den Tag operiert und war dementsprechend die Nacht noch weg, eine andere sollte den nächsten Tag entlassen werden. Ich hatte meine Kopfhörer, mein Internet, mein Tablet und Netflix, alles gut. Von wegen. Ich war unglaublich nervös. Nicht mehr essen, nichts trinken, nicht rauchen. Hat nicht gerade zur Beruhigung beigetragen, aber was solls.

Am nächsten Morgen, nach einer eher unruhigen Nacht, hab ich geduscht, meine kleine Tasche für die Nacht auf der Intensivstation gepackt (Zahnbürste, Duschbad, Handy, Ladekabel) und meine Kompressionsstrümpfe angezogen. Da diese eine Sonderanfertigung waren, muss man sich diese rechtzeitig vorher selbst besorgen! Und dann ging es los. In dem wunderschönen Hemdchen im Bett auf zur Op. Die Klinik ist unter anderem spezialisiert auf Adipositaschirurgie, denn normale Op Tische halten gar nicht das überdurchschnittliche Gewicht aus, das war ja schon bei meinen Kaiserschnitten ein Problem. Die Menschen auf dem Weg zum Op waren alle sehr nett und lustig. Da meine größte Angst die Narkose war, konnte ich durch die Witze und Späße auch etwas entspannen und als es dann hieß, jetzt einatmen, war ich schon im Saal mit ganz vielen Menschen um mich herum, die alle ganz viel gemacht haben. Der Anästhesist hat mir geraten, dass ich an etwas wirklich schönes denken soll, dann werde ich auch davon träumen. Hat nicht geklappt. Aber weg war ich. Als ich das erste Mal wach wurde, war das der totale Horror. Ich wusste nicht was los war, wo ich war und warum. Ich war in totaler Panik, sodass sie mir ein Beruhigungsmittel geben mussten, damit ich wieder einschlafe. An diese Panik erinnere ich mich oft noch. Irgendwann war ich dann auf der Intensivstation, mit vier kleinen Narben auf dem Bauch und der größte Teil meines Magens irgendwo beim Abfall.

Im Krankenhaus

Die Nacht auf der Intensivstation war abwechslungsreich. Ich hatte zuerst alleine das Zimmer, alle paar Minuten kam jemand vorbei, ich hatte einen Tropf mit verschiedenen Lösungen, es hat ziemlich lange gedauert bis ich moch bewegen konnte aber gewaschen habe ich mich alleine, irgendwie geht das. Und wie ich mich relativ schmerzfrei bewegen und aufrichten konnte, das wusste ich ja schon von den Sectios. Abends liefen die Tribute von Panem im Fernsehen und die eine Schwester kam verdächtig oft vorbei. So richtig schlafen konnte ich nicht und die Nacht war vorbei, als ich gegen drei eine Zimmernachbarin von einem Notkaiserschnitt bekam. An Schlaf war dann nicht mehr zu denken und irgendwann morgens ging es zurück im mein Zimmer. Dort war meine Bettnachbarin dann auch da, die einen Magenbypass hatte. Das war ziemlich cool, weil wir unsere Erfahrungen austauschen konnte, sie kommt aus der gleichen Stadt wie ich, wir kannten uns aber nicht. Ich war echt froh, dass sie da war. Endlich wurde dann auch mein Katheter gezogen und die Physiotherapeutin war überrascht, wie gut ich mich schon bewegen konnte. Wasser bekam ich über den Zugang, ich durfte immer nur ein bisschen nehmen um meinen Mund zu befeuchten, trinken war drei Tage verboten um den Magen nicht zu belasten. Der erste Kaffee dann am Wochenende war unglaublich. So richtig Geschmack. Das ich sowas mal von Krankenhauskaffee sagen würde, hätte ich auch nicht gedacht.

Ansonsten war nicht allzu viel los. Ich hatte Besuch von einer lieben Freundin, die gekommen ist, obwohl ich niemanden sehen wollte. Zum Glück. Ich hatte ein unglaubliches Tief nach der Operation. Ich hab geweint, war verzweifelt, wütend, enttäuscht. Und hatte keine Ahnung warum. Von dem Schmerzmittel wurde mir übel, das hab ich abgesetzt. Von den Infusionen hab ich Kopfschmerzen bekommen und war einfach den ganzen Tag traurig und hab mich einsam gefühlt, gleichzeitig wollte ich niemanden sehen. Ich war sehr glücklich, dass alles gut heilte, so konnte ich die Ärzte überzeugen mich einen Tag früher nach Hause zu lassen, sonst wäre das auch alles sehr problematisch geworden. So konnten meine Bettnachbarin und ich nach unserer ersten Suppe, die uns mit drei Löffelchen schon komplett den Magen füllte, und nach einer sehr intensiven Ernährungsberatung nach Hause.

Die erste Zeit zuhause

Ist der Motivationsbaum meiner Tante nicht wunderschön? Pink, glitzerig und voller toller Sprüche, ich Liebe ihn! Meine ganze Familie und meine Freunde haben mich so wundervoll unterstützt, waren da, haben zugehört, ich bin wirklich so dankbar euch in meinem Leben zu haben!!!!!

Ansonsten war zuhause dann erstmal vier Wochen Suppenphase angesagt, zum Schluss hin schon etwas Brei, nach drei Wochen konnte ich wieder arbeiten gehen, mittlerweile esse ich zwar sehr geringe Mengen (bach der Op passten übrigens nur knapp 130 ml in meinen Magen), vieles geht nicht, ich verzichte komplett auf Zucker und größtenteils auf Kohlenhydrate. Vieles kann ich gerade noch nicht ab, Obst ist sehr schwierig. Ich trinke eigentlich nur Kaffee schwarz und Stilles Wasser, alle paar Minuten einen Schluck um irgendwie auf zwei Liter am Tag zu kommen. Ich mache jeden Tag Sport. Und tatsächlich sind jetzt schon zwanzig Kilo runter. Eine gute Zahl für zwei Monate, nicht wahr? Wenn jemand Fragen hat, bitte gerne jederzeit, ich hätte mich vor der Op sehr über die Möglichkeit gefreut jemanden auszufragen, also traut euch ruhig. In der nächsten Zeit werden noch einige Berichte folgen.

So nie wieder!

Und hier findet ihr den Beitrag nach dem ersten halben Jahr! ❤️