Veröffentlicht in Wir denken...

Ein abgestilltes Baby und eine traurige Mutter

Es war soweit:

Das Nichtmehrbaby hat am 10.08.2018 das letzte Mal aus meiner Brust getrunken. Genau wie beim Bärchen habe ich nicht damit gerechnet, dass es das letzte Mal war. Lest das hier nach. Am Samstag wollte er einfach nicht mehr, am Sonntag auch nicht und das war es dann mit der Stillerei. Für immer.

Ich weiß, dass viele Mütter es kaum erwarten können abzustillen, die eigene relative Unabhängigkeit wieder zu bekommen oder sowas. Ich habe es geliebt meine Kinder zu stillen, auch wenn es manchmal sehr nervig war, vor allem das Abpumpen auf Arbeit beim Babybärchen. Aber es war mir wichtig. Und mein Kleiner hat ja immer gern getrunken und dabei auch meine Haut gezwirbelt oder gekniffen. Gerne auch in die Brustwarze. Okay, das war dann nicht so toll, aber dieses innige Gefühl mit dem Baby im Arm, die Zeit, die nur ihm und mir gehörte, das Kuscheln und die Ruhe. Das fehlt mir, vor allem, weil mein Sohn gerade überhaupt keine Lust hat zu kuscheln, das stört schließlich nur beim Welt entdecken.

Und nun bin ich meiner wenigen Minuten Intensivkuscheln beraubt. Er ist ein wahrer Wirbelwind geworden, der so schnell krabbelt, dass man ihn bei der kleinsten Unaufmerksamkeit aus den Augen verliert. In der Kita saß er letztens hinter einem Berg, dort hat er sich mit seiner Schwester versteckt. Und niemand hat so wirklich mitbekommen, wie er da hin gekommen ist. Ein wahrer Flash.

Es ist sehr merkwürdig kein Baby mehr zu haben, sondern ein Kleinkind. Nie wieder ein Baby zu haben. Nie wieder zu stillen. Meine Kinderplanung ist abgeschlossen. Eine weitere Schwangerschaft wäre nicht zu empfehlen, meine Kaiserschnittnarbe macht Probleme, die letzte Schwangerschaft war schon riskant. Das möchte ich einfach nicht mehr, alleine die Vorstellung ein Kind zu verlieren oder aber auch, dass meine Kinder ihre Mutter verlieren, ist so schrecklich, dass ich dieses Risiko nicht eingehen möchte. Früher hatte ich die Vorstellung, dass ich eine ganze Fußballmannschaft an Kindern habe, wie auch immer ich die ernähren wollte, wo auch immer die wohnen sollten. Jetzt kann ich mir sehr gut vorstellen, später Pflegekinder aufzunehmen, wenn hier Kinderzimmer frei sind, also frühestens in 14 Jahren. Es fehlt doch immer an Bereitschaftspflegefamilien. Aber auch wenn ich dadurch vielleicht wieder Babys im Haus habe, stillen werde ich nie wieder.

Ich war immer ein sehr großer Fan des Stillens, die erste in der Familie, die es getan hat. Die erste bei der es funktioniert hat. Am Anfang, beim Bärchen, war ich noch etwas verschämt, hab mich teilweise komplett zurück gezogen, weil es auch nicht so einfach anlief. Aber irgendwann war ich dann total entspannt und bunte Seidenschals aus England kamen endlich mal zum Einsatz als idealer Sichtschutz. Beim zweiten Mal war ich da deutlich entspannter, ich hatte Stillschals, unter anderem den, der als Geschenk beim Glückskindprogramm von dm dabei war und meinen absoluten Liebling: ein wunderschönes Stilltuch von Zellmops. Ich habe überall gestillt: im Zug, im Auto, im Park, am Spielplatz, auf dem Weihnachtsmarkt, auf einer Ausbildungsmesse, im Ikea, im Café, bei Starbucks, im Bällebad und so weiter. Es lief hervorragend, aber nun ist es vorbei.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange ich gestillt hätte, wenn meine Kinder die Entscheidung des Abstillens nicht getroffen hätten. Wie lange habt ihr gestillt und warum habt ihr aufgehört?

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