Hier seht ihr den Ort, wo heute so circa 16:15 Uhr ein neuer Schritt ins Leben gewagt wurde, oder eben ein Schritt in ein neues Leben. Ich saß auf der Kante, das Bärchen stand neben mir, hielt sich fest, ließ los, ging genau einen Schritt und ließ sich auf mich fallen. Nun mit 14 Monaten ihr erster Schritt. Ich konnte es gar nicht glauben, guckte meine Freundin an, fragte sie, ob das gerade der erste Schritt des Bärchens war und als sie mir das bestätigte, war ich so glücklich. Wir hatten uns kurz zuvor noch darüber unterhalten, dass ich nächste Woche ohne das Bärchen auf Klassenfahrt bin und ich Angst habe, dass sie dort ihren ersten Schritt macht. Und das hat sie bestimmt gespürt. Kann ich mir zu mindestens gut einreden. Schade nur, dass der Bärchenpapa nicht dabei war.
Was kommt als nächstes?
So unglaublich viele erste Male kommen noch auf uns zu. Und so viele liegen schon hinter uns. Immer wieder fasziniert und begeistert mich dieses kleine Wesen aufs Neue. Sie hat eine so unglaublich starke Persönlichkeit und ist extrem willensstark. Ich freue mich schon darauf, dass sie bald ganz allein laufen wird, erste Versuche auf dem Laufrad unternehmen wird, im Pool und im See schwimmt, ganz viel brabbelt und quatscht. So viel Wunderbares wird noch passieren und da kommt mir ein ganz trauriger Gedanke: Ich werde nicht immer dabei sein.
Ich spreche jetzt nicht einmal von der fernen Vergangenheit, der Pubertät oder irgendwann ihrem Auszug. Ich rede von den nächsten Jahren, in denen ich immer mal wieder etwas verpassen werde, weil ich arbeiten muss. Am Montag wäre das erste Treffen des Elternrates der Kita, in dem ich jetzt bin. Ich werde nicht da sein, da ich, wie schon erwähnt, von der Arbeit aus auf Klassenfahrt bin. Die ganze Woche. Ohne das Bärchen. Ein bisschen Angst habe ich ja schon, dass da alles klappt, denn da der Bärchenpapa berufsbedingt auch unterwegs ist, wird das Bärchen einen Ganztagsplatz in der Kita haben und bei meinen Eltern wohnen. Ist das zu früh? Packt sie das? Schaffen meine Eltern das. Natürlich werden sie das. Das Bärchen geht gerne in die Kita, hat dort ihre Lieblingserzieherin und ist sehr glücklich. Meine Eltern kennt sie sehr gut, sie haben viel Kontakt und sie hat auch schon ein paar Mal ohne uns dort geschlafen. Aber Restzweifel bleiben. Immer wieder frage ich mich, ob es richtig war, der Klassenfahrt zu zustimmen, aber ohne mich hätte sie nicht stattfinden können und meine Jugendlichen haben hart gearbeitet um dieses Jahr zu schaffen und sich eine kleine Auszeit vor den Prüfungen verdient. Natürlich haben wir auch ein straffes Rahmenprogramm, werden viel sehen und erleben. Und Urlaub wird das für mich sicher nicht. Kann jeder, der schon mal in irgendeiner Form eine Klasse auf Fahrt begleitet hat mit Sicherheit nachvollziehen können. Eigentlich bleibt mir nur zu hoffen, dass alles glatt läuft, es keinerlei Probleme gibt und für alle eine schöne Woche wird, vor allem für das Bärchen, die ja dann ihre Großeltern mal ganz exklusiv für sich hat.
Ich schwebe zwischen schlechtem Gewissen und Pflichtgefühl. Kennt das jemand?