Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich ein ängstlicher Mensch bin. Ich habe ein bisschen Angst vorm Zahnarzt aufgrund schlechter Erfahrungen. Ein bisschen mehr Angst vor Parkhäusern, weil ich dieses Rauf- und Runterfahren so hasse und sehr viel Angst vor Vögeln, insbesondere Hühnern. Ornithophobie nennt sich das. Vielleicht keine alltäglichen Ängste, aber auch nicht viele.
Nun bin ich aber Mutter von zwei wundervollen Kindern und irgendwie umschwirren mich plötzlich viele Ängste.
Nein, ich gehöre nicht zu den Eltern, die Angst vor Dreck haben und deswegen die Kinder immer von allem wegziehen, was Spaß machen könnte. Ganz im Gegenteil, ich bin die Mutter, die sich auf eine gutgehende (weil relativ neue) Waschmaschine verlässt und immer Wechselsachen für die Große mit hat, weil ich weiß, dass sie keiner Pfütze und erst recht keinem Wasserspielplatz widerstehen kann. ♥
Ich lasse meine Tochter auch sehr viel ausprobieren, obwohl ich ganz froh bin, dass sie ein kleines Problem mit Höhe hat, denn wenn ich an meine Cousine denke, die innerhalb von Sekunden ganz oben auf dem höchsten Klettergerüst stand und mir kopfüber zuwinkte. Ach nein, da stand mir damals die Panik immer schon ins Gesicht geschrieben.
Meine Ängste sind jetzt fast immer „was wäre wenn“ Gedanken.
Was passiert mit den Kindern, wenn mir etwas zustößt oder ihrem Vater oder uns beiden? Wer kümmert sich dann um die beiden und erzieht sie so, wie ich es tun würde?
Was wäre wenn das Baby nachts auf einmal nicht mehr atmet? Der plötzliche Kindstod ist etwas, vor dem ich schon beim Bärchen unglaubliche Angst hatte. Beide Kinder (bei dem Bärchen meine ich natürlich als Baby) schlafen in Betten mit optimaler Luftzirkulation und im Schlafsack. Es gibt maximal ein Plüschtier im Bett, als sie frisch geboren waren gar keins. Die Zimmer werden tagsüber gut gelüftet, ich überwache die Zimmertemperatur und geraucht wird im ganzen Haus selbstverständlich nicht. Aber gerade bei dem Babybärchen habe ich Angst, denn er schläft auf dem Bauch. Seit er sich drehen kann ist das so, deswegen muss ich sehr oft seine Laken wechseln und waschen, weil sich dort immer Reste seiner letzten Mahlzeit finden. Was, wenn er erstickt? Oder sich verdreht? Oder plötzlich aufsteht und aus dem Bett springt? Bei ihm habe ich sogar ein Babyphone mit Bild, bei dem Bärchen bin ich damals immer noch ständig in Zimmer gerannt um zu überprüfen, ob sie noch atmet. Ich kenne niemanden, der sein Kind am plötzlichen Kindstod verloren hat, aber es beschäftigt mich ständig. Wäre ich nicht relativ vernünftig, ich hätte sehr viel Geld für sehr viel Überwachung im Babyzimmer ausgegeben.
Auch andere Gedanken sind oft in meinem Kopf: Wenn das Bärchen zu hoch schaukelt, habe ich Angst, dass sie weit und doll runter fällt und sich verletzt. Wenn eines der Kinder mit einem Hund spielt, habe ich Angst, dass dieser zubeißt, obwohl sie natürlich nur bekannte Hunde unter Aufsicht streicheln dürfen. Wenn das Bärchen badet oder schwimmt habe ich Angst, dass sie einen Krampf bekommt oder untergluckert und ich nicht rechtzeitig bei ihr bin. Ich habe Angst, dass die beiden im Kindergarten schlimm stürzen. Viele dieser Ängste sind überzogen und auch unrealistisch, aber es gibt einen Grund, warum ich trotz all dieser Gedanken keine ängstliche Mutter bin, die ihren Kindern alles verbietet:
Ich schalte diese Ängste aus, verdränge sie in einen kleinen Winkel meines Seins, schalte meine Vernunft ein und vertraue auf mein Bauchgefühl. Denn dort sitzen diese Ängste nicht. Ich möchte, dass meine Kinder eine ähnliche freie Kindheit haben wie ich. Ich durfte mit dem Fahrrad raus, solange ich nicht über die Bundesstraße fuhr. Aber was wollte ich auch da, in der anderen Richtung waren Wald, Wiesen und Abenteuer. Nicht so heimlich wie man als Kind dachte, mopste man ein paar Nägel aus der großen Werkstatt meines Vaters und wir bauten uns eine Hütte. Waren erst wieder zuhause, wenn es dunkel wurde. Vertrauen in die eigene Erziehung und in das, was man den Kindern beigebracht hat.
Klar gab es Regeln und Grenzen, aber meine Eltern legten auch Wert darauf, dass ich mich ausprobieren konnte. Und das möchte ich meinen Kindern auch ermöglichen. Sie sollen wissen, dass sie auf das große Klettergerüst gehen können ohne, dass ich darunter stehe und ihnen ängstlich die Füße festhalten, sondern wissend, dass ich in der Nähe bin, um sie bei Bedarf wieder runter zu angeln.
Angst ist nicht immer etwas Negatives, denn es hindert Menschen daran, gefährliche und unbedachte Dinge zu tun. Nachdenken und dann erst zu handeln. Oft ist Angst auch nur gesunder Respekt. Ich möchte meinen Kindern zeigen und vorleben, dass sie sich auf ihren Verstand und ihr Bauchgefühl verlassen können, ich möchte ihnen gute Impulse geben und ihnen Vernunft vorleben. Und wenn es Situationen gibt, in denen es mir schlicht unmöglich ist, meine Kinder zu begleiten, weil ich meine Ängste nicht auf sie übertragen möchte und sie ihre eigenen Erfahrungen machen können, dann muss da halt der Papa mit oder meine Eltern oder eine andere bekannte Person.
Wovor habt ihr Angst? Habt ihr unbegründete Ängste? Was hat sich geändert, als ihr Kinder bekommen habt? Erfahrungen erwünscht!
Das mit der Angst dass einem von uns oder uns beiden etwas zustoßen könnte und was dann mit den Kindern wäre kenne ich auch , aber seit wir 2 haben ists irgendwie besser weil sie sich dann noch hätten.
MeinE Tochter darf auch relativ viel ausprobieren…Wobei sie nicht ernsthaft zu schaden kommt…Klar.
Du schreibst es genau treffend…Stichwort verstand, bauchgefühl und gesunder Respekt. Das ist so wichtig das sie ein Gefühl dafür Kriegen.
Der Gedanke daran das den Kindern etwas passieren könnte macht mir eine heidenangst aber zum Glück sind das keine allzu häufigen Gedanken.
Und sonst hab ich noch einige andere Ängste viele total unbegründet. Ratten und Mäuse bringen mich zb vollkommen aus der fassung😂
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Danke für deinen Kommentar, es ist wirklich schön zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Ich mag Mäuse und Ratten eigentlich sehr, nur diese Schwänze… …
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Ja genau die….😉
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